Al Qaeda in Syrien: Ein Schnappschuss
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- Published: Friday, 06 December 2013 15:09
1 Dezember 2013
Geschrieben von Kawa Khalil, ergänzt von Michael Yon
Der syrische Rebel Kawa Khalil hat mir die letzten Ereignisse an der Heilig Kreuz Kirche erzählt.
Vor dem Krieg wurde die Kirche auch als Schule genutzt, von Muslimen und Christen gleichermaßen. Nachdem die Zerstörung von Syrien begann, wurden Klassenzimmer zum Zuhause von Flüchtlingen.
Am 27.Oktober ist die armenisch-orthodoxe Heilig Kreuz in Tal Abyad, Raqqa, Syrien, abgebrannt.
Wegen der Attacke wurde die Hamza Brigade der Freien Syrischen Armee (FSA) beschuldigt.
Herr Kawa Khalil erzählt, dass am Tag des Feuer al-Qaeda auf die Straßen gekommen ist und wegen der Brandstiftung die FSA beschuldigt hat. Er gab aber an, dass dieses Verbrechen von al-Qaeda begannen wurde.
Als ein vergleichbarer Angriff im nahegelegenen Raqqa stattfand, strömten andere Muslime in die Straßen um sich von den Christen zu entschuldigen, und sagten, dass sie selbst nicht so wären. Die Menge versuchte, das Kreuz wieder zu richten, aber es war zu schwer. Ein Video der Entschuldigung in Raqqa wurde online gestellt.
Trotz ihrer langen Geschichte glauben manche, dass die Tage der Christen in Syrien gezählt sind. Viele sind in die Türkei geflüchtet, womöglich waren die letzten Tage in Syrien ihre letzten in ihrer Heimat.
In den USA gibt es eine Tendenz, dies als „Muslime gegen Christen“ zu sehen, aber im Vergleich zu all den Problemen sind diese nur Unterthemen. Geschichten, in denen es um christliches Leid geht, können die Situation so erscheinen lassen, als wäre „noch ein christliches Dorf gefallen“, wenn die Geschichten die aus Syrien kommen, eigentlich lauten, dass „noch ein Dorf gefallen ist, und dieses war zufällig mehrheitlich von Christen bewohnt.“
Die Tatsache, dass Christen zum Ziel gemacht werden, ist oft nicht das Resultat religiöser Unterschiede.
Politisch gesehen folgt ein Teil daraus, dass viele Christen sich auf die Seite von Assads Regime geschlagen haben, aus Angst vor einem unvermeidbaren Progrom. Assad nährt christliche Ängste, um ihre Unterstützung zu erhalten.
Aber das macht wohl kaum einen Unterschied: wenn sie sich gegen Assad stellen, dann werden seine Streitkräfte auch sie angreifen. Der Preis für eine Minderheit kann Verdammung sein, wenn man es macht, und der Tod, wenn man es nicht macht.
Im ultimativen „Du bist entweder mit uns, oder gegen uns“, gibt es nicht die Möglichkeit Schweiz zu spielen und hochtrabend so zu tun, als wäre man neutral, als ob das eine Option wäre. Die Geographie der Alpen und politische Umstände gewähren der glücklichen Schweiz die Fantasie, über all dem Gehabe zu stehen, doch ein Wüstendorf, dass auf strategisch wichtigem Terrain und sich kreuzenden Routen liegt hat etwas weniger Glück mit der Geographie und den Umständen. Die Optionen sind: weglaufen, aufgeben, oder kämpfen.
Ein syrischer Christ hat mir gesagt, dass er die Revolution unterstützt, während andere christliche Familienmitglieder Assad unterstützen. Wähle dein Schicksal. Er ist in die Türkei geflüchtet, um Widerstand durch andere Mittel zu leisten.
Herr Khalil schätzt, dass es ca. 200 al-Qaeda Kämpfer in Tal Abyad gibt. Er sieht, wie sie durch die Stadt laufen und Selbstmordgürtel tragen, vor aller Augen, auch in Menschenmengen. In keinem einzigen Land ist al-Qaeda durch staatsbürgerliches Verantwortungsbewusstsein aufgefallen. Bei al-Qaeda geht es nur um „Mich, mich, mich! Guck mich an wie ich auf einer Mission für Gott bin! Lizensiert zum Töten.“
Al-Qaeda erlaubt es Leuten nicht zu rauchen, doch trägt selbst ganz unhöfflich Selbstmordgürtel auf dem Gemüsemarkt. Eine ganz neue Dimension des offenen Waffentragens (genannt: Open Carry in den USA).
Wichtig ist anzumerken, dass Tal Abyad und andere al-Qaeda kontrollierte Gebiete kuschelig nahe an der türkischen Grenze sind, und somit al-Qaeda in die beneidenswerte Lage versetzen, den Handel zu kontrollieren oder von ihm zu profitieren.
Eine Stadt nach der anderen in der Nähe der türkischen Grenze fällt in die Hände der schlimmsten Extremisten, die die FSA und das Regime zurückschlagen. Sie werden finanziert von einer Vielzahl internationaler Quellen.
Von diesen Hauptelementen – al-Qaeda Anhänger, FSA und dem Regime – tendieren alle drei dazu, die anderen beiden Kategorien zu hassen.
Dabei ist das Wort „Kategorie“ mit Absicht benutzt worden: diese Kategorien sind nicht bestimmte Faktionen. Man kann es damit Vergleichen, als wäre die FSA die Bundesliga – eine Kategorie – in dem die Faktionen die „Mannschaften“ in der Bundesliga sind.
Diese Analogie ist nicht sehr genau, aber ein paar Sätze wert. So fragt man sich wenn jemand sagt, die FSA hat dies oder jenes getan, über wen die eigentlich reden? Reden sie über die Mannschaft in Berlin oder die Mannschaft in München? Die Mannschaften haben nichts miteinander zu tun, außer dass sie in die gleiche Kategorie fallen und vielleicht gegeneinander im Wettbewerb stehen.
Doch die Faktionen unterscheiden sich deutlich von Fußballmannschaften, deren Ziel es ist, den Bundesligapokal zu gewinnen: ihr Ziel ist Assad zu töten. Wenn die Mannschaften den Pokal gewinnen dann ist die Saison vorbei, aber diese Faktionen wollen zuerst gewinnen und dann noch ein bisschen mehr machen, was das Töten anderer Mannschaften beinhalten könnte. Zum Beispiel, viele in der FSA wollen ein sekuläres Syrien, während andere einen islamischen Staat wollen, aber sie alle wollen zuerst den Pokal: Assad töten. Al-Qaeda will auch Assad töten, und unterstreicht noch einmal die Tatsache, dass der Feind meines Feindes ein weiterer Feind für mich ist.
Währenddessen hat ein Teil der großen kurdischen Bevölkerung ihren Teil von Syrien in die Autonomie geführt – etwas, dass nur die Kurden wollen. Die Türkei wird sich der kurdischen Autonomie entgegenstellen, wenn nötig mit Gewalt, weil einige syrische Kurden den Terrorismus in der Türkei unterstützt haben. Viele Kurden haben sich auch gegen eine Abtrennung ausgesprochen.
Das Chaos herrscht. Vor ca. einer Woche haben al-Qaeda Anhänger einen Islamisten geköpft. Sie haben wie gewöhnlich das Video veröffentlicht, und dann wurde das Opfer durch seine Freunde erkannt und selbst als potentieller al-Qaeda Anhänger identifiziert. Seine Freunde wollen Rache.
Jetzt, nachdem ihr eigener Kopf in der Schlinge liegt, haben sich die Jihadi Kopfgeldjäger auf eine Kampagne der Entschuldigung begeben, nachdem sie einen Islamisten und wahrscheinlich Alliierten geköpft haben.
Berichten nach passierte der Fehler als AQ Kopfgeldjäger ihr verwundetes Opfer in einem Krankenhaus fanden, wo dieser zusammenhangslose Schia Sprüche von sich gab. In einem terroristischen Faux Pas, direkt aus dem Film „Die nackte Kanone“, hat die sunnitische AQ seinen „schiitischen“ Kopf von seinem Körper entfernt, mit der Begründung, dass er sicher die Männer zuerst vergewaltigt hätte noch bevor er zu den Frauen gekommen wäre.
Von weitem könnte es so erscheinen, dass Muslime ein neues Geschäftsmodel aufbauen, indem sie Kirchen zerstören, wenn in Wirklichkeit die radikalen Jihadisten mehr Muslime töten als irgendjemand anderen. Das passiert schon seit Jahren.
Im Kontext dieses Krieges haben die Wörter „Islamist“ und „Jihadist“ verschiedene Bedeutungen, vergleichbar mit den Wörtern „Ozean“ und „See“. Die Wörter sind nicht wirklich austauschbar.
Wenn ich mehr über Syrien schreibe, werde ich die Wörter „Islamist“ oder „Jihadist“ mit Präzision wählen und im Hinterkopf behalten, dass es eine Überlappung gibt.
Ein Jihadist im Kontext dieses Krieges wird allen klar machen, dass er nur für den Islam kämpft, und ganz besonders für seine Strömung des Islam. Der Jihadist ist glücklich, wenn er Nichtgläubige vertreibt oder tötet, ganz besonders Muslime anderer Strömungen. Al Qaeda Zellen und Gruppierungen bestehen aus kriegerischen Jihadisten. (Nicht zu vergessen, dass „Jihad“ viele Nuancen hat, meistens sind diese nicht assoziiert mit Krieg, sondern mehr mit „Selbstfindung“ oder einer „visionären Suche.“)
Ein Islamist ist ein gläubiger Muslim. Genauso wie der Jihadist würde er gerne eine islamische Welt sehen, aber wenn der Islamist auf dem Kriegspfad ist, dann könnte es sein dass er nicht nur auf einem religiösen Kriegspfad ist.
Wenn der Islamist kämpft, dann ist es nicht sein Ziel andere Strömungen oder Religionen auszulöschen, oder wenn das der Fall ist, dann nur im begrenzten Rahmen, den Krieg zu gewinnen, und nicht für einen globalen Jihad. Der Islamist kann wie ein gläubiger Christ sein, der kämpfen würde aber kein Interesse daran hat, andere Nichtchristen zu eliminieren, außer um den Sieg zu erringen. Er ist nicht auf einem globalen Kreuzzug, und obwohl genauso viele Christen die Welt gerne unter dem Kreuz sehen wollen, werden die meisten nicht mit Waffen in einen Kreuzzug ziehen, um ihren Traum zu erfüllen.
Ein Jihadist ist immer ein Islamist, während ein Islamist nicht ein Jihadist sein muss im Sinne diesen Krieges.
Das Sprichwort „Es gibt keinen Atheisten im Schützenloch“ stimmt zu einem gewissen Grad für Muslime und Christen. Währenddessen sind die Wörter „Kreuzzug“ und „Jihad“ Synonyme in diesem Teil der Welt, der einzige Unterschied ist die Religion.
Krieg hat eine magische Kraft, Religion zu intensivieren, die dann zurückkommen und den Krieg noch einmal stärken kann.
Eine generelle Regel, die durch meine Beobachtungen auf meinen Reisen bestätigt wurde, ist das je näher Menschen am Abgrund leben, die Nähe zum Tod eine tägliche Realität ist – wie z.B. in den Sundarbans wo Tiger und Krokodile regelmäßig Menschen mitnehmen, und wo regelmäßige Stürme tausende Menschen auslöschen, oder in der gnadenlosen afghanischen „Wüste des Todes“, oder hoch im Himalaya wo jeder Schritt der letzte sein könnte – werden die Menschen umso spiritueller.
Und dann, wenn man plötzlich die Gefahren und die immerwährenden Unsicherheiten, die den Tod bedeuten könnten, wegnimmt, gehen immer weniger Menschen in ihre religiösen Stätten. Seelsorger der US Armee, die in Gefechten waren, werden sagen das sie mehr Aufmerksamkeit kriegen je mehr Kugeln durch die Luft fliegen, und wenn meine Theorie stimmt, dann könnte es einige Teile des Fanatismus in dieser Region erklären. Vielleicht ist die Theorie falsch, aber sie riecht korrekt.
Der Mittlere Osten ist ein physisch gefährlicher Ort – diese Wüsten sind tödlich, vor allem in den alten Zeiten. Afghanistan, zum Beispiel, ist ein unglaublich gefährlicher Ort zum Leben, sogar ohne menschliche Gegner. Wenn man nicht gerade vor Durst, Dürre, Hunger oder Polio stirbt, werden die Dörfer von Fluten weggefegt oder durch Erdbeben und Lawinen dem Erdboden gleich gemacht. Wenn es einen Ort gibt, der einen Mann religiös macht, dann ist dieser Ort Afghanistan, oder die Sundarbans, oder Indien.
Genauso wie mit einigen anderen Kriegen, ist dieser ein Fest für Jihadisten. Viele Jihadisten, die im Irak oder Afghanistan gefangen wurden, kamen für den Jihad. Sie kamen wegen der Party, nicht wegen der Gastgeber, oder für irgendein allumfassendes Ziel wie die Freiheit des syrischen Volkes.
Um 2005 im Iraq zwangen einheimische irakische Rebellen die Jihadisten gegen ihren Willen, Selbstmordanschläge zu verüben. Viele Jihadisten wollten den Jihad, persönlichen Ruhm erreichen, ein Video wenn möglich, und dann nach Hause gehen um angeben zu können. „Da war ich, auf dem Weg des Jihad.“ Sie wollten Veteranen sein, aber nicht als rauchende Häufchen enden, die von Hunden vom Schlachtfeld getragen wurden.
Zwischen Jihadisten gibt es verschiedene Ebenen der Hingabe, vom Sommerferien-Krieger bis zum Selbstmordattentäter. Sollte Syrien dem gleichen Muster folgen wie der Irak, wird es eine Gegenreaktion geben, sobald die Syrer merken, dass die meisten Ausländer wegen der Party gekommen sind und nicht wegen der Syrer. Aber in Syrien gibt es bei weitem mehr Ausländer als es jemals im Irak gab, und viele haben bessere Finanzen als die syrische FSA.
Zur Zeit ist die effektivste Antiregierungsorganisation konzentriert auf den Islamischen Staat von Irak und Syrien, oder ISIS. Viele Syrer nennen ISIS „Da’esh,“ das arabische Akronym für ISIS.
ISIS Mitglieder denken, „Da’esh“ genannt zu werden ist Verspottung. Sie bevorzugen es, „Dawlah“, der Staat, genannt zu werden und werden Menschen verprügeln, die das nicht verstehen.
Örtliche Syrer nennen den Chef von Da’esh in Tal Abyad „Temsah.“ „Das Krokodil.“
Das Krokodil ist syrisch. Dieser Name passt wegen der Ausländer, die die Krokodile mit Geld und Waffen füttern, basierend auf der idiotischen Annahme, dass „der Feind meines Feindes mein Freund ist.“
Ausländer und einige Regierungen helfen Extremisten und anderen – wie z.B. den iranischen Quds Kräften - damit diese Assads Regime aufessen, und helfen auf diese Weise wieder Assad. Teil ihrer Langzeit Strategie ist irgendwann Israel aufzufressen.
Währenddessen schaut Israel mit großer Zufriedenheit zu, wie ihre Todfeinde damit beschäftigt sind, sich gegenseitig zu töten und zu schwächen. Egal wer den Krieg in Syrien gewinnt, es wird weniger von ihnen geben, um gegen Israel zu kämpfen, als es gestern gab.
In Tal Abyad hat Herr Khalil gesagt, dass er ca. zehn Jihadisten aus Dagestan, Tunesien, dem Irak, Libyen und einen aus London getroffen hat. Sie sind Da’esh beigetreten.
Herr Khalil sagte, dass er mit dem Londoner gesprochen hat, während dieser gekochtes Hühnchen auf der Straße gekauft hat. Sollte die Geschichte sich wiederholen, wird al-Qaeda erst für das Essen bezahlen, und wenn ihre Macht gefestigt ist, werden sie nehmen was sie wollen, mit einer Aura des göttlichen Anspruchs.
In Tal Abyad, so sagt Herr Khalil, trug der Londoner keine Maske. Er war schlank, hatte einen leichten Bart, er war ca 2 m hoch. Herr Khalil sagt, er wusste mit einem Blick, dass der Londoner ein Ausländer war. Seine Hautfarbe hätte aus der Region sein können, aber er war ganz offensichtlich ein Fremder aus weit weg.
Herr Khalil fragte den Londoner, wieso er nach Syrien kam, und der Londoner antwortete mit einem Lachen, dass die Anderen Feiglinge seien, dass die Anderen nicht gegen das Regime kämpfen würden, und sie deswegen gekommen seien, um die Anderen zu retten. Es wird geschätzt, dass mehr als 200 britische Staatsbürger am Krieg teilnehmen, und andere kommen aus Europa und der Welt. Tausende.
Der Londoner wurde begleitet von einem Syrer und einem Dagestani. Sie fuhren einen Krankenwagen, den sie nach Herrn Khalil Beschreibung zum Kämpfen benutzen.
Alle drei trugen lange Hemden. Einheimische tragen nie lange Hemden, aber viele al-Qaeda Mitglieder tragen sie. Herr Khalil sagte, dass ihre Kleider schmutzig waren und der Londoner zwei alte Blutflecken auf seiner Brust hatte. Er sagte, dass der Londoner müde aussah.
Herr Khalil berichtete, dass er ca. fünf Minuten mit dem Londoner sprach, und dass dieser freundlich war, was typisch für Terroristen ist.
Ein anderes Paar freundlicher Terroristen hatte Verbindungen zu Dagestan. Ihre Namen: Tamerlan und Dzhokhar Tsarnaev. 2013 benutzten die Brüder eine Kochtopfbombe und verübten einen Anschlag auf den Boston Marathon.
Dagestan und sein Nachbar Tshetschenien gehören zu den Brutstätten und Graduiertenschulen für Terrorismus und militanten Jihad. In Syrien strömen internationale Terroristen in das Gefechts-Klassenzimmer, tauschen Techniken, Taktiken und Verfahren aus, während sie Gefechtserfahrung sammeln. Irgendwann werden einige dieser Veteranen nach Hause gehen. Dänen und Deutsche, z.B., strömen nach Syrien, und letzte Woche wurde von einem deutschen Jihadisten berichtet, der in Kämpfen getötet wurde.
Im Westen ist Dagestan nur bekannt für Terrorismus. Die Russen sind besorgt, dass der Syrienkrieg seinen Weg nach Dagestan und tief ins Herz von Russland finden wird. Effektive Angriffe aus Dagestan und seinem Nachbarn Tshetschenien waren schon vor dem Krieg üblich.
Tschetchenische Kämpfer erreichten einen mythologischen Status bei amerikanischen Einheiten im Irak und Afghanistan, und es wird berichtet dass sie gut repräsentiert sind in Syrien.
Orte wie Syrien, Dagestan und Tshetschenien können erscheinen, als wären sie weit Weg und man wäre sicher, doch in der modernen Welt sind sie einen Schritt entfernt.
Die Tsarnaev Brüder haben das wieder einmal bewiesen. Radikalisierung verbreitet sich mit der Geschwindigkeit einer Sofortnachricht.
Zum Glück waren die Tsarnaev Brüder Amateure und impulsiv im Vergleich zu Gleichaltrigen. Trotz ihrer Leichtsinnigkeit und dem Fehlen von Sicherheitsvorkehrungen ihrerseits, waren sie erfolgreich mit etwas, was auf dem Maßstab eines Krieges nur ein Kratzer ist. Die Tsarnaev Brüder waren nicht gehärtet durch den Krieg, oder mit irgendeinem Sinn für Größenordnungen oder Gefechtsverstand ausgestattet. Hätten sie eine Saison in einem echten Krieg verbracht, hätten sie sich völlig verändert.
Kochtopfbomben hatten ihre Premiere im Nepal Krieg. Ich war da oben im Himalaya und hörte Dorfbewohnern zu, die sich darüber beschwerten, dass die Regierung ihre Druckkochtöpfe, die essentiell für das Kochen in großen Höhen sind, konfiszierte.
Die Druckkochtöpfe ließen sich zu so effektiven Bomben verarbeiten, dass sie sich nach Indien, Pakistan, Afghanistan und am Ende in die Vereinigten Staaten verbreiteten, wie z.B. am Boston Marathon zu sehen war. Und so gibt es eine Basis für die Behauptung, dass diese Methode sich sehr schnell global verbreitet hat, auch wenn man die Angstmacherei der US Regierung nicht beachtet.
Die Tsarnaev Brüder haben erreicht, dass Amerikaner Druckkochtöpfe mit ganz anderen Augen sehen.
Und jetzt scheint es, als würde nichts außer die Zeit zwischen heute und dem Tag stehen, an dem die Amerikaner kuschelige Baumwollbällchen nicht ansehen können, ohne sich an eine Tragödie zu erinnern. Heutzutage lernen unzählige junge Männer verschiedene Improvisationstechnicken, wie zum Beispiel die Benutzung dieser Schießbaumwolle, die wie normale Baumwolle aussieht.
Als ich 2007 im Irak war und in Dörfer ging, suchte ich in den Märkten als aller erstes nach Zigaretten. Keine Zigaretten bedeutete, dass al-Qaeda das Sagen hat. Daraus wurde ein Witz, und man sagte, dass al-Qaeda auf dem Siegespfad war, bis sie den Nikotinfluss an irakische Nerven beendeten.
Die Stadt Raqqa – südlich von Tal Abyad und der Heilig Kreuz Kirche – ist in die Hände von al-Qaeda gefallen, und es gibt ähnliche Berichte, dass al-Qaeda Mitglieder ganz offen ihre Selbstmordgürtel tragen, während sie ihren täglichen Aktivitäten nachgehen. Normale Syrer haben Todesangst vor Assads Regime und vor al-Qaeda. Zigaretten und Kameras sind verboten in Raqqa. Einheimische nennen Raqqa das „Tora Bora“ von Syrien, und vergleichen Da’esh mit den Taliban.
Das Resultat des Syrienkrieges ist ungewiss. Eine Gewissheit ist jedoch: das syrische Gefechtsfeld zieht tausende von Ausländern an, die globale Jihadisten der Zukunft schaffen und trainieren, und der Krieg schwappt über, wie z.B. der große Bombenanschlag letzte Woche im Libanon. Mit dieser Geschwindigkeit ist Syrien auf dem Weg, das Afghanistan des Mittelmeers zu werden, und die lebendigste Quelle der Welt für globale Zerstörung.